Home
Quadberichte
Quadjournal.de
Impressum

DieATVGarage

Vergleich Linhai/ MXU

Gut und günstig

Die Quadsaison steht vor der Tür. Besonders als Einsteiger hat man nun die Qual der Wahl und vielleicht nicht immer auch gleich das nötige Kleingeld für das ganz große Traumquad. Deshalb stellen wir zwei Quads aus dem Preissegment plus minus 5.000,-Euro vor. Ob die beiden das Zeug haben auch über die erste Saison Spaß zu bringen?

Es tut sich etwas auf dem deutschen Quadmarkt. Das Preisgefüge gerät unter Druck. Nicht nur durch den günstigen Umrechnungskurses des Dollars zum Euro, sondern auch durch die Vielzahl von neuen Händlern. Stichwort: Ebay, Mobile.de u.a. Wie schwarze Schafe dieser Branche dann im Falle des Falles Garantie, Gewährleistung und Kundenservice abwickeln steht auf einem anderen Blatt. Doch Konkurrenz belebt nun mal das Geschäft. Wenn das Kleingeld dennoch immer noch nicht reicht für das ganz große Traumquad, speckt man seinem Traum ab und greift zunächst zu den Modellen, die im Bereich des finanziell möglichen liegen. Für unseren Test sind das die Modelle Kymco MXU 250 und Linhai 300.

Tausende Kymco Fahrer können nicht irren. Mit 5.595,-Euro ist die MXU 250 relativ günstig in der Anschaffung. Mit 2 Jahren Garantie versehen, deutschlandweitem Händlernetz und bewiesener Zuverlässigkeit ist sie neben der KXR zum Verkaufsschlager für Kymco Importeur MSA in Weiden geworden. Eine MXU befindet sich seit Oktober 2004 im Redaktionseinsatz der Quadwelt. Abgespult haben wir damit nahezu 3.000 km und das ohne Beanstandungen. Trotz Salz auf den Straßen und feuchter Witterung sucht man bei der Kymco vergeblich nach Rostwucherungen. Auch verweigerte sie morgens nur einmal, allerdings nach einer Woche Standzeit im Freien bei Minusgraden, den Start mit dem E-Starter. Ein Zug am Seilzugstarter  - und den gibt es jetzt endlich mit der MXU bei Kymco - bereinigte den kleinen Schwächeanfall der Batterie sofort. Motorseitig ist die MXU mit einem flüssigkeitsgekühlten, 249 ccm großen Vierzylindereintakt ausgestattet. Übertragen werden die vorhandenen 12,5 kW (17 PS) über eine Kette an die starre Hinterachse. Das CVT-Getriebe kann über Neutral vorwärts und rückwärts geschaltet werden. Allerdings nur bei gezogener Bremse, ansonsten stirbt der laufende Motor ab. Insgesamt drei Scheibenbremsen, entweder zentral über die Fußbremse oder getrennt über die Lenkerbremshebel sorgen für die Verzögerung. Neben dem modernen Design gibt es auch zwei praktische Gepäckträger für den Transport von Kleineinkäufen bis zu 50 kg Gesamtgewicht.

Dagegen ist die Linhai LC 300 – sie wurde uns vom Tübinger Quadspezialisten SEIKEL zur Verfügung gestellt - in ihrer Vorgeschichte nicht ganz unbelastet. Die Modelle aus der ersten Serie kämpften mit diversen Defekten. Doch die Chinesen haben dazugelernt und kräftig nachgebessert. Befeuert wird die 300er von einem flüssigkeitsgekühlten Einzylinderviertakt Motor mit tatsächlichen 257 ccm Hubraum – die Bezeichnung LC 300 ließ auf mehr hoffen. Die nur per E-Starter zu aktivierenden 13 kW (17,7 PS) treiben die LC über Kardan nach vorne. Wie beim Trail Boss von Polaris - die Ähnlichkeit der LC 300 mit dem Polarismodell ist nicht zu übersehen – werden die drei vorhandenen Scheibenbremsen mittels zentralen Bremshebels oder Fußbremshebel aktiviert. Neben Vor- und Rückwärts gibt das CVT-Getriebe auch noch eine Untersetzungsmöglichkeit her. Die großen Gepäckträger versprechen eigentlich eine größere Zuladung als die von nur insgesamt 54 kg.

Fahreindrücke: Jedem das Seine

Gespannt waren wir vor allem auf die Fahreindrücke mit der im Vergleich zur MXU in den Abmessungen größeren Linhai. Und tatsächlich. Beim ersten Platznehmen gab es den erhofften Komfort satt. Im Gegensatz zur MXU bedeutet hier das Wort Sitzpolsterung etwas. Das Cockpit ist allerdings sehr einfach gehalten. Mehr waren wir von der, in dieser Hinsicht beispielhaften Kymco, gewohnt. Auch hat die MXU einen Seilzugstarter neben dem E-Starter zur Verfügung. Als die Linhai Opfer der Minusgrade wurde, half nur ein Starterkabel ihre Batterie wiederzubeleben.

Beim Anfahren merkte man der Linhai die 40 kg Mehrgewicht sofort an. Trotz der etwas größeren kW-Zahl und des kleinen Plus an Hubraum kam sie der MXU ab dem mittleren Drehzahlbereich nicht mehr hinterher.  Die zieht vor allem im unteren bis Ende des mittleren Drehzahlbereichs spürbar sportlicher nach vorne.  Kein Wunder, wurde doch die Motorgeometrie der bekannten KXR-Schwester übernommen. Erst kurz vor ihrer Höchstgeschwindigkeit von knapp 85 km/h ging dem Viertakter ein wenig die Puste aus. Bei höheren Geschwindigkeiten bergab in Richtung 90 km/h spielte der Tacho bei unserer MXU digital visuelle Achterbahn.

Besonders bei schnellen Kurvenfahrten merkte man ihr die sich sehr positiv auswirkende Spurverbreiterung an der Hinterachse um 2 Zentimeter an. Die LC 300 kämpfte beim Nachfolgen in die Kurven keineswegs mit ihrem höheren Schwerpunkt. Aufgrund ihrer breiteren Fahrwerksgeometrie war Kurvenräubern auch für sie kein Problem. Spurstabilität und sicherer Geradeauslauf inklusive. Doch das, was der Motor mit anhängendem CVT-Getriebe und Kardanwelle in Geschwindigkeit umsetzte, war nicht ganz so berauschend. Knappe 63 km/h ermittelten wir bei unserem Testmodell auf der Ebene. Hier bot die MXU ganze 22 km/h mehr. Ungünstig platziert ist bei ihr allerdings der Benzinhahn. Zum einen ist er ohnehin schwer durch seine versteckte Position rechts am Motor zu erreichen. Zum andern muss man unweigerlich das Daumengas loslassen, wenn der Motor zu spucken anfängt und auf Reserve gestellt werden will. Der Benzinhahn der Linhai ist günstiger und wesentlich greifbarer angebracht. Links am Motor kann er sofort beim ersten Anzeichen von Spritmangel verstellt werden, ohne dass man das ATV rechts ran fahren muss. Bei beiden Modellen bemängeln wir allerdings das zu stramme Daumengas. Mit der Montage des „Daumenretters“ von Motorcycle Stuff konnten wir dem Schrecken jeder Fingersehne jedoch schnell ein Ende setzen.

Die Bremsanlagen beider ATVs sind mit jeweils drei Scheibenbremsen ausgestattet. Die  der Linhai lassen sich immer nur zusammen, entweder mit dem Handbremshebel oder mit der Fußbremse, zum Einsatz bringen. Die drei Stopper der MXU griffen im Verhältnis spürbar aggressiver. Außerdem gab es mit ihnen die Möglichkeit, das ATV am Kurveneingang in Driftposition zu stellen. Durch die Handbremshebel ist eine getrennte Ansprache der hinteren und der beiden vorderen Scheiben möglich.

Im Gelände

Die Stunde der Linhai schlug dann abseits der Straße. Im Gegensatz zur Kymco gibt es bei ihr die Möglichkeit zur Getriebereduktion. Der Wahlhebel ließ sich butterweich, neben der Vorwärts- und Rückwärtsfahrtrichtung, in die Untersetzung bewegen. In Kombination mit der aggressiven Excaviator Bereifung von Duro und der 2,5 cm größeren Bodenfreiheit ist sie das idealere ATV für den Geländeeinsatz. Besonders bei steileren Abschnitten tat sich die MXU schwer aus dem Stand anzufahren. Die rauchende Fliehkraftkupplung gab dann das Zeichen zur Aufgabe. Kein Problem dieser Art hatten wir bei der Linhai. Bergauf wie bergab fühlte man sich auf ihr wohl, nicht zuletzt wegen den großzügigeren Abmessungen und den damit einhergehenden besseren Geländekontakt. Die Federwege von 950 mm vorne und 890 mm hinten gegenüber  den vorne und hinten gleichen 780 mm bei der Kymco sprechen für sich. Bequemes „ATV-Reiten“ durch alles, was die Natur bietet, ist damit garantiert. Da es in selektiven Geländeabschnitten nicht auf die Höchstgeschwindigkeit ankam, punktete die LC 300 deutlich vor der MXU. Wurden die Pfade wieder breiter und führten auf eine  Schotterpiste, konnten wir mit der 250er aufdrehen und machten Punkte gut. Driften war mit ihr ein echter Genuss zumal der Motor dafür über genügend Kraftreserven verfügte. Der etwas müdere Motor der LC 300 bot zwar im High wie auch im Low genügend Vortrieb für Driftergebnisse, doch an das Quertreibervergnügen der MXU reichte es nicht heran. Zur Abhilfe dieser Müdigkeit bietet die Firma SEIKEL eine Hubraumvergrößerung als Nachrüstsatz auf echte 300 ccm an. Die Endgeschwindigkeit kann so auf ca. 75 km/h erhöht und der Anzug wesentlich kräftiger gestaltet werden.

Fazit:

Beide ATVs bieten auch noch für eine zweite Saison genügend Spaßpotential ohne direkt umsteigen zu wollen bzw. zu müssen. Jedes ATV aber auf seine ganz besondere Art. Die Kymco MXU 250 glänzte bei unserem Vergleich besonders durch die sehr gute Verarbeitung, einem spritzigen 250er Motor mit Flüssigkeitskühlung und dem ansprechenden Fahrverhalten inklusive giftigen Scheibenbremsen  außerhalb schweren Geländes. Eine Nachbesserung wünschen wir uns in Bezug auf die Sitzpolsterung, einen daumenfreundlicheren Gashebel und eine bessere Zugänglichkeit des Benzinhahns.

Für 1.100,- Euro weniger erhält man die Linhai LC 300. Ihre Stärken sind neben dem Preisvorteil das größere Chassis mit dem besseren Sitzkomfort und Geländefahrverhalten. Will man die 300er zum Arbeitseinsatz heranziehen, an der nächsten Trialmeisterschaft teilnehmen oder nur einfach im Gelände spielen, bietet sie eine riemenschonende Untersetzungsmöglichkeit sowie die bessere Reifenwahl. Durch den Kardanantrieb entfällt eine regelmäßige Kettenpflege wie bei der MXU. Verbesserungswürdig halten wir bei ihr ebenfalls das zu feste Daumengas. Für das entspannte morgendliche Starten wünschen wir uns einen Seilzugstarter als zweite Option nach dem E-Starter, sollte der einmal nicht genügend Saft von der kältegeschwächten Batterie erhalten. Da auf der Intermot 2004 das gleiche Linhai Chassis mit einem bis zu 500 ccm großen Motor als Prototyp zu sehen war, ist zu hoffen, dass das Kapitel mäßige Motorkraft bei den LC-Modellen bald der Geschichte angehören wird.

 

 

Kurzcharakteristik:

 

Kymco MXU 250

Die MXU 250 kommt für alle die in Frage, die ein günstiges sportliches Einsteiger-ATV vor allem mit Topp-Aussehen suchen. Sicheres Fahrverhalten On wie OffRoad, hoher Nutzwert durch zwei Gepäckträger, leichtes und einfaches Handling sind ihre Stärken. Wer es gern sportlicher angehen möchte wird ihr gutmütiges Driftverhalten schätzen. Die Verbreiterung der hinteren Spur, im Vergleich zur KXR 250, macht sich dabei sehr positiv bemerkbar. Zu sportlichen Ambitionen gehört auch ein entsprechendes Bremspaket. Die drei Scheiben der MXU beißen giftig zu und lassen in Kombination mit den Kenda Reifen das Quad sicher und spurstabil zum Stehen kommen. Abfinden muss man sich allerdings mit einer zu dünn gepolsterten Sitzbank und beim Geländefahren mit einer fehlenden Untersetzung. Dringendster Verbesserungswunsch ist ein komfortableres Daumengas und besser zu erreichender Benzinhahn.

 

 

Linhai LC 300

Günstiger Einstiegspreis, prima Sitzkomfort, wartungsarmer Kardanantrieb und ordentliches Fahrwerk sind die Merkmale der Linhai. Besonders der, der mit einer Portion Gemütlichkeit unterwegs sein will und nicht immer unbedingt den direkten Weg über die Straße nach Hause einschlägt, wird mit der 300er auf seine Kosten kommen. Da als Vorbild für die LC 300 ganz offensichtlich die Polaris Trail Boss diente, hat sie auch deren Größe geerbt. So breit und lang auftretend nimmt sie auf der Straße wie im Gelände immer einen sicheren Stand ein. Das grobe Profil der Duro Reifen trägt neben der guten Bodenfreiheit und der Untersetzung zum garantierten Vorwärtskommen auch bei widrigen Witterungsverhältnissen bei. Kleine Scheewehen sind bei genügend Anlauf ebenfalls kein Problem. Doch will man flotter unterwegs sein, reicht die  Höchstgeschwindigkeit von 63 km/h einfach nicht aus. Fährt man die dauerhaft, lahmt schon nach kurzer Zeit obendrein der rechte Daumen und schreit nach Erholung. Ein Seilzugstarter neben dem E-Starter würde beruhigend beim täglichen winterlichen Startvorgang wirken.

 

Technische Daten Kymco MXU 250

Motor

Typ    flüssigkeitsgekühlter Einzylinder 4-Takt

Hubraum  249 ccm

Leistung   12,5 kW ( 17 PS )

Startsystem  E- und Seilzugstarter

Verbrauch  6,3 bis 7,6 Liter / 100 km

Kraftübertragung

Antrieb  4x2, Kette

Getriebe   CVT-Automatik + R

Übersetzung  High

Fahrwerk

Federung vorne Einzelrad verstellbar

Federung hinten  Starrachse verstellbar

Bremssystem v / h  2 hydrl. Scheiben / 1 hydrl. Scheibe   

Reifen v/h  Kenda 21x7-10 / 20x11-9

 

Maße / Füllmengen

L/B/H    1.810 x 1.050 x 1.110 mm

Radstand   1.160 mm

Sitzhöhe   790 mm

Gewicht fahrfertig 240 kg

Tankinhalt   12,5 Liter

Preis / Garantie

Preis incl. EU-Homologation 5.595,- Euro

Garantie   2 Jahre

Farbe    blau, grün, gelb, rot, schwarz

Bezugsquelle: MSA , Am Forst 17 b, D-92637 Weiden

Tel.: 0961-3885-0

 www.kymco.de

Off Road-ABC

Antrieb  4x2, Kette

Bodenfreiheit  12,5 cm

Differentialsperre nein

Untersetzung nein

Watttiefe    68 cm

Wendekreis   6,70 m

 

 

Technische Daten Linhai LC 300

 

Motor

Typ    flüssigkeitsgekühlter Einzylinder 4-Takt

Hubraum  257 ccm

Leistung   13 kW ( 17,7 PS )

Startsystem  E-Starter

Verbrauch  6,5 bis 8,9 Liter / 100 km

 

Kraftübertragung

Antrieb  4x2, Kardan

Getriebe   CVT-Automatik + R

Übersetzung  High, Low

 

Fahrwerk

Federung vorne Einzelrad

Federung hinten  Starrachse verstellbar

Bremssystem v / h  2 hydrl. Scheiben / 1 hydrl. Scheibe   

Reifen v/h  Duro 24x8-12 / 24x11-10

 

Maße / Füllmengen

L/B/H    2.096x 1.170 x 1.170 mm

Radstand   1.160 mm

Sitzhöhe   845 mm

Gewicht fahrfertig 280 kg

Tankinhalt   11 Liter

 

Preis / Garantie

Preis incl. EU-Homologation 4.490,- Euro

Gewährleistung   2 Jahre

Farbe    blau, rot, olivegrün, silbergrau, schwarz

Bezugsquelle

SEIKEL GmbH, Düsseldorferstr.10, D-72072 Tübingen

Tel.: 07071-97558-0

www.seikel24.de

 

Off Road-ABC

Antrieb  4x2, Kardan

Bodenfreiheit  15 cm

Differentialsperre nein

Untersetzung ja

Watttiefe    78 cm

Wendekreis   6,50 m

 

Copyright by Stefan Herbst