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Thema:       Suzuki King Quad 700 EFI

Die Rückkehr des Königs

Eine kurzweilige, aber umso ruhmvollere Regentschaft erlebte Suzuki mit seinen King Quad Modellen in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. Danach war es still geworden um den König des 4x4. Jetzt im neuen Jahrtausend ist er in neuem Gewand und mit neuer 1-Zylinder Macht zurückgekehrt. Ob es ihrer Majestät gelingt die Herrschaft zurückzuerobern...?

Fast schon hatten wir die Hoffnung aufgegeben. Doch Suzuki hat sich trotz seines Joint-Ventures mit Kawasaki auch wieder auf eigene Werte besonnen und ein weitestgehend Kawasaki freies ATV mit Angriffsziel Königsklasse auf die Räder gestellt.

Schon damals, 1987, war das King Quad, gemäß seines Namens, königlich mit Allrad, Einzelradaufhängung und einem knapp 250 ccm großen Einzylinder ausgestattet ( damals ein ATV der Königsklasse ). Ab 1991 gab es eine Untersetzungsmöglichkeit und zuschaltbaren Allrad mit frei wählbarer Differentialsperre. Wegen mangelnder Nachfrage kam dann 2002 das Aus für das Modell King Quad. Grund dafür: Die Konkurrenz spielte in ganz anderen Hubraumklassen um die Vorherrschaft. Suzuki setzte diesem Eroberungsfeldzug  mit der fehlenden Modellpflege des King Quads nichts entgegen. Einziger, aber erfolgloser Versuch in dieser Richtung war das Modell Quadrunner 500 bzw. Quadmaster 500. Um es kurz zu machen: Hässliche Entlein mit einer Technik, die längst auch schon die Mitbewerber boten. Erst mit dem schnittigen Modell Vinson raufte man sich bei Suzuki wieder für Besseres zusammen.

Jüngstes Beispiel für erfolgversprechende ATV-Konzepte bei Suzuki ist das King Quad LT-A 700X. Der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder 4-Takter mit zwei oben liegenden Nockenwellen und 4 Ventilen  leistet bei 695 ccm Hubraum knapp 50 PS. Er ist mit einem Treibstoff sparendem Einspritzsystem (EFI) versehen und braucht beim morgendlichen Startvorgang keinen Choke mehr. Eine Einzelradaufhängung vorne und hinten, zuschaltbarer Allradantrieb ( Getriebestufen High und Low) mit ebenfalls zuschaltbarer Differentialsperre an der Vorderachse und drei Scheibenbremsen sind das Rüstzeug für einen erfolgreichen Gelände- und/ oder Sporteinsatz.

 

Hoheit lässt bitten

Auf der 700er Aufgesessen erfuhren wir sogleich was königlicher Sitzkomfort bedeutet. Trotzdem war die Sitzbank kein Sofa. Nach vorne schmaler zugeschnitten erlaubte sie auch bei schneller Gangart sportliche Körperertüchtigung. Alle Instrumente und Bedienungshebel sind gut erreichbar und übersichtlich platziert. Das Digitalinstrument ist groß ausgefallen und gut ablesbar. Besonders beeindruckend waren der butterweiche Wahlhebel und daumenschonende Gashebel. Zukünftige King Quad Fahrer werden bei beiden keinerlei Anstrengung ausgesetzt.

Angetrieben wird der neue King bei Suzuki von einem 695 ccm hubraumgroßen Einzylinder 4-Takt Einspritzmotor. Er liegt wegen dem geringeren Schwerpunkt um 48 Grad nach vorne geneigt. Das Einspritzsystem ( EFI ) bewirkt ein unkompliziertes Starten bei kalten wie heißen Wetterbedingungen, ein besseres Ansprechverhalten sowie Dosieren beim Gasgeben und nicht zuletzt einen geringeren Verbrauch beim Fahren selbst. Adoptiert wurde dieses System aus dem GSX-R Sportbike.

Trotz Außentemperaturen um den Gefrierpunkt am Testtag, startete die 700er ohne Widerspruch beim ersten Drücken des E-Starters. Der Motor lief wie ein kleines Nähmaschinchen mit kaum wahrnehmbaren Vibrationen schon beim Warmlaufen. Auf den ersten Metern dann schlossen alle sofort Freundschaft mit der Suzuki. Das Lenken fiel sehr leicht, fast schon so, als hätte man eine Servounterstützung. Nach den ersten Kilometern realisierten wir, dass wir bei Mitbewerbern einen wesentlich höheren Kraftaufwand betrieben hatten, als uns eigentlich lieb war. Leicht bedeutet mit der King Quad nicht gleichzeitig ungenau oder schwammig. Sehr genau lässt sie sich auch bei höheren Geschwindigkeiten geradeaus fahren. Starke Lenkbewegungen sollte man dann aber tunlichst unterlassen. Der Motor mit dem EFI-System und seinen knappen 50 PS entwickelt sein Leistungspotential besonders stark im unteren und mittleren Drehzahlbereich. Beim Vollgas-Start gibt es keinen Kick, dafür aber auch kein Aufbäumen. In allen Drehzahlbereichen hängt der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder mit Kraft am Gas und erfreut mit bester Beschleunigung. Zweizylinderkonkurrenten, sogar mit größerem Hubraum, werden es bei einem zukünftigen Vergleichstest nicht einfach mit der LT-A 700X haben.

Schlammschlacht

Im Gelände mit technisch anspruchsvollen Sektionen verwächst man förmlich mit dem King Quad zu einer Einheit. Mit dem niedrigen Schwerpunkt, der überragenden feinfühligen Dosierung des Gases und der leichten Lenkung ließ sie sich über alle Hindernisse ohne großen Aufwand und mit hoher Stabilität fahren. Der Allrad setzte bei Bedarf sofort auf Knopfdruck ein. Das selbstsperrende Differential kommt aufgrund der Einzelradaufhängung und der damit auch bei Verwindungen greifenden Räder so schnell nicht an seine Grenzen. Nur im Fall der Fälle mussten wir dann doch auf die Sperrung zurückgreifen. Im Wasser und Schlamm gab es keine Situation, in der die 700er auf Fremdhilfe angewiesen war und das nicht zuletzt wegen der großen Bodenfreiheit von 26 Zentimetern. Besonders bei mittleren Geschwindigkeiten über enge und sich windende Pfade glänzt die Susi mit ihrer leichten Manövrierbarkeit und der agilen Motorkraft, die sehr genau zu dosieren war. Die 5fach in der Vorspannung verstellbare Einzelradaufhängung bügelt Unebenheiten sauber aus. Auch eine schnelle Fahrt über eine von Wildschweinen gestaltete Wiese bestand die Federung mit Bravur. Der größte Teil der Schläge verschwand unter dem Fahrer, geschluckt durch die langen Federwege ( v: 180 mm, h: 205 mm ) über den A-Arms. Das ATV blieb dabei sehr stabil in der Spur. Besonders auf Schotter wird der König zum Sportler. Herrlich zirkelt man mit der 700er um die Ecken. Schön lässt sie sich und das trotz der Einzelradaufhängung driften. An ein vergleichbares Starrachsmodell kommt das Driftvergnügen jedoch nicht heran.

Und dann die drei Scheibenbremsen. Auf den schnellen Einlagen packten die drei Scheiben mächtig zu. Die in Ölbad laufende und gekapselte Einzelscheibe am hinteren Antriebsstrang ist eine der wenigen Anleihen von Kawasaki. Obwohl ebenfalls bissig, blockiert sie allein in Anspruch genommen auffällig früh und das besonders auf festem Untergrund. In Kombination mit der starken Motorbremse und den wesentlich besser dosierbaren vorderen Scheiben lässt sich das King Quad jedoch auch auf diesem Untergrund gut abfangen. Auf der Straße oder festerem Geländeuntergrund wäre allerdings ein Differential für die Hinterachse, wie bei allen vergleichbaren Mitbewerbern, wünschenswert, um Material schonender (Stichwort : Antriebswellen ) unterwegs zu sein.

Das Aussehen, ein Mix aus Yamaha Grizzly und Kawasaki Brute Force mit eigenständigem Suzuki Gesicht ist ansprechend aber eher ein Understatement für das tatsächliche Leistungspotential der 700er. Eben typisch Königs.

Fazit

Sehr präzise dosierbare Motorpower, komfortable Einzelradaufhängung, leichtgängige Lenkung und Bedienungselemente dazu eine bequeme Sitzposition machen die King Quad LT-A 700X zum neuen König der Suzuki ATV-Palette. Und das nicht nur wegen der Hubraumgröße. Suzuki ist mit der neuen 700er ein sehr guter Kompromiss aus Geländetauglichkeit verbunden mit sportlichen Einsatzmöglichkeiten gelungen. Das King Quad setzt damit einen neuen Maßstab in der SUV-Fahrzeugkategorie. Umständlich und einem königlichem Gefährt überhaupt nicht angemessen empfanden wir den Override-Knopf für den Rückwärtsgang im Allradbetrieb.

 

Fotos: Marc Demizieres

 

Technische Daten: Suzuki King Quad LT-A 700X

Motor

Typ    flüssigkeitsgekühlter Einzylinder 4-Takt

Hubraum  695 ccm

Leistung   35,30 kW ( 48 PS )

Startsystem  E-, Seilzugstarter

Verbrauch  10,7 bis 15,3 Liter / 100 km

 

Kraftübertragung

Antrieb  4x4 zuschaltbar, Kardan

Getriebe   CVT-Automatik + R

Übersetzung  High, Low

 

Fahrwerk

Federung vorne Einzelrad verstellbar

Federung hinten  Einzelrad verstellbar

Bremssystem v / h  2 hydrl. Scheiben / 1 hydrl. Scheibe   

Reifen v/h  Dunlop 25x8-12 / 25x10-12

 

Maße / Füllmengen

L/B/H    2.120 x 1.210 x 1.220 mm

Radstand   1.280 mm

Sitzhöhe   860 mm

Gewicht fahrfertig 288 kg

Tankinhalt   17,5 Liter

 

Preis / Garantie

Preis incl.Str.Zulassung 10.998,- Euro

Garantie   ½ Jahr Werkstattgarantie, 2 Jahre Gewährleistung

Farbe    grün, gelb, rot

Bezugsquelle Ebert&Jochum GmbH, Hammerweg 1a,

   D-55618 Simmertal/Nahe

   Tel.: 06754-282

   www.ebertundjochum.com

 

 

 

 

Off Road-ABC

Antrieb  4x4 zuschaltbar, Kardan

Bodenfreiheit  260 mm

Differentialsperre ja

Untersetzung ja

Watttiefe      880 mm

Wendekreis   6.300 mm

 

 

 

 

Copyright by Stefan Herbst